Montag, 27. Oktober 2008

Hannes hackelt!

Um ein für alle Mal mit dem Vorurteil aufzuräumen, ich sei hier in West Virginia ohnehin nur auf Urlaub, beschreibe ich mal meine Tätigkeiten auf der Uni genauer.

1. Vorlesungen
Okay, ich tu mir mit meinen Vorlesungen zugegebenermaßen ziemlich leicht. Trotzdem ist der Aufwand aufgrund Pflichtanwesenheit und Hausübungen beträchtlich. Die Advanced Wood Chemistry Vorlesung zwingt mich außerdem dazu sehr viel Zeit pro Woche im Labor zu verbringen, da wir jetzt schnell Ergebnisse brauchen. Diese will mein Professor noch vor Ende des Semesters veröffentlichen. Haha, dann hab ich meine erste Publikation.



2. Arbeiten
Jeder Auslandsstudent mit einem J-1 Visa hat das Recht in den USA bis zu 20 Stunden on-campus, das heißt für die Universität, zu arbeiten. Allerdings macht das fast keiner, da die Bezahlung mies ist, und der Aufwand um eine Sozialversicherungsnummer zu bekommen ein bürokratischer Hürdenlauf.

Aber ich hab mir das angetan, und arbeite jetzt 10 Stunden pro Woche für Prof. Levente Denes. Er kommt ursprünglich aus Rumänien, hat aber auch in Sopron gelehrt. Ist also ein Nachbar auf gut Deutsch. Meine Tätigkeiten sind Probenvorbereitung und Durchführung der Experimente. Das ist manchmal seeehr zach (die Länge von ca. 1200 Pappel-Stecken abmessen), kann aber auch interessant sein (Druckfestigkeit von Laubhölzern bestimmen).

Heut hab ich mich damit beschäftigt in Proben, die schon für den Platten-Scherfestigkeitstest vorbereitet wurden, Langlöcher mit einer Oberfräse einzufräsen. Da fühl ich mich ich meinem Element, wenn die Späne um mich herumfliegen und ich den spezifischen Geruch von frisch geschnittenem Holz vernehme.



Hier ein paar weitere Fotos von meiner Arbeit:
Das ist ein (fast) normgerechter Plattenscherfestigkeitstest. Funktioniert folgendermaßen: oben und unten wird angezogen und mit dem quer auf der Platte befestigen Distanzmesser die Kontraktion aufgrund der Scherung gemessen. Daraus kann man die Elastizität und die Scherfestigkeit bestimmen.


Hier befestige ich gerade die Klammern an Zugfestigkeitsproben. Diese bestehen aus einem innovativen Holzwerkstoff bei dem versucht wird Furnierabfälle mittels Phenolformaldehyd zu verkleben.


Hier die Probe in der Testmaschine. Für die Holztechniker: klickt mal drauf und schaut euch die Verbindung an. Eine Art Schwalbenschwanz für Platten.


Hier die Verzinkung noch einmal genauer.


Hier bereite ich gerade hitzebehandelte Proben für die Prüfung der Biegesteifigkeit und -festigkeit vor.



Hier der Probenaufbau für die Biegeprüfung.

Wie ihr seht, habe ich im Zuge meiner Tätigkeit einen Haufen interessanter Aufgaben. Ich lerne auch ziemlich dazu und kann es jedem zukünftigen Auslandsstudenten nur ans Herz legen auch an der Uni zu arbeiten (oder zumindest zu versuchen, ganz leicht zu bekommen sind diese Jobs nämlich nicht).

Wenn ich die Einrichtungen hier allerdings mit der BOKU vergleiche, muss ich schon zugeben, dass wir an der BOKU wesentlich besser eingerichtet sind. Die Klimakammer ist hier so groß wie ein kleinerer Kühlschrank, die kleinere Testmaschine ein (zugegeben, gut funktionierendes) Flickwerk, ein Ofen zur Hitzebehandlung, der höchstens 25 cm lange Proben zulässt und eine wirklich winzige Kammer für 5 Master-Studenten. Also wir habens schon ziemlich gut!

Summa summarum, bin ich hier NICHT nur auf Urlaub! Ich mach auch viel auf der Uni. So und jetzt muss ich mich fertig machen und schauen, dass ich noch in die Sports-Bar komme, heute ist das große Baseball-Finale. Ich hoffe doch sehr, dass meine Phillies die World-Series gewinnen.

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