Montag, 29. Juni 2009

Das Wienerznitzel!

Könnt ihr euch noch an das Old European Restaurant in Pullman erinnern. Jenes, das behauptete ein 'Authentic Wienerznitel' zu servieren.

Heute war es nun soweit, diese Behauptung zu überprüfen. Also hab ich mich zum Mittagessen mit Rayna und Jeremy dort getroffen. Abendessen wird dort interessanterweise keines serviert, interessante Geschäftsstrategie.


Auf der Speisekarte wird neben den Speisen auch die Familiengeschichte präsentiert. Diese geht zurück auf deutsche, bzw. dänische Großeltern. Die sind offenbar mittlerweile schon so senil, dass man es mit der Authentizität der angebotenen Speisen nicht mehr so genau nimmt. Mein Wienerschnitzel jedenfalls war der Hammer:


Also, was haben wir hier denn Gutes? Von rechts beginnend das Schnitzi, welches keines war. Erstens zu dick, zweitens keine Brösel in der Panier und drittens ... ähm ... ja, das Fleisch. Ich kann euch echt nicht sagen, was das war. Ich tippe mal schon auf Schweinefleisch, aber es hatte eine Textur, als hätte man 2000 Büroklammern reingetackert, diese dann mit einer Zange wieder rausgezogen und das Überbleibsel irgendwie in eine Schnitzelähnliche Form gepresst. Geschmeckt hat es außer nach Salz und Fett.

Dann die zwei Tägerln mit den Marmeladen. Das eine war Himbeere, das andere HÄTTE tatsächlich Preiselbeere sein sollen. Da bin ich aber erst draufgekommen, als ich nachgeschaut habe, was linganberries sind. Hat jedenfalls außer süß nicht nach viel geschmeckt.

Die Himbeermarmelade wurde übrigens serviert, damit man sie auf die frisch getoasteten und mit Butter bestrichenen Toastscheiben streichen kann. In Pullman gehört das nämlich zu einem authentischen Wienerschnitzel dazu. Muss ich in Wien bisslang übersehen haben.

Wenigens waren Erdäpfel dabei. Allerdings nicht in wohlschmeckender Salatform, wie ich sie gern hab, sondern so eine Art Rösti. Um es kurz zu machen: schmeckten nach nichts, nichtmal nach Salz.

Das war aber noch nicht alles. Dazu wurde dann noch mit kurzer Verspätung ein Tellerchen mit Apfelspalten gereicht. Vielleicht als gesundes Feigenblatt für das fette Essen am Teller? Ich weiß es nicht. Werbung für die österreichische Küche wird in diesem Restaurant aber sicherlich nicht gemacht.

Als bekennender Kaffee-Aficionado musste ich mir dann noch eine Tasse 'Austrian Coffee' geben. Laut Speisekarte trinken wir den gerne süß und würzig (spicy). Nun ja, süß war dieses Gebräu, welches von einem noch süßerem Schlagobers-Haufen bedekt wurde. Als würzige Note streute man dann noch ein bisschen Zimt-Zucker Mischung oben drauf. Na servas. Ob der Kaffee gut oder schlecht war, trau ich mir nicht wirklich zu sagen, ich konnte nicht sehr viel davon schmecken.

Alles in allem: ernüchternde Erfahrung. Nach alldem was ich an dem Ensemble auszusetzen hatte, musste ich Rayna und Jeremy versprechen, mal richtige Wienerschnitzel für sie zu machen. Vielleicht sollte ich eines mehr machen und dem Koch vom 'Old European Restaurant' zukommen lassen...

Freitag, 26. Juni 2009

Ich glaub, ich kauf mir einen Toyota!

Das muss man gesehen haben:

Dienstag, 23. Juni 2009

[ɛkspeʀimɛnt]

Heute im Chat:
Bruder Franz: Und was machst du so die ganze Zeit?

Ich: Fang heute mit den Experimenten an!
Bruder: Und welchen...?

Gute Frage, Franz. Zeit für eine genauere Erklärung.

Ich bin hier auf einem Forschungsprojekt, bei dem die mechanischen Eigenschaften eines neuen Cellullose-Werkstoffes erforscht werden. Dieser Werkstoff besteht aus Zellulose-Fasern, die partiell angelöst und dann wieder ausgefällt werden.

Das hört sich kompliziert an, ist aber ganz einfach - man nehme Flax-Fasern (die sehr viel Zellulose enthalten) und forme ein Matte daraus. Diese Matte lege man dann in ein Lösungsmittel, das imstande ist, Zellulose aufzulösen. Dann lässt man das Lösungsmittel lösen, aber nur ein bisserl. Das heißt, die Oberfläche der Zellulose-Stränge wurde angelöst, es liegen aber immer noch intakte Stränge vor. Dann stoppt man das Lösungsmittel (z.B. durch Abkühlung), entfernt es aus der Matte und verpresst dann diese Matte - that's it.

Dazu muss man wissen, dass die Zellulose in den Fasern großteils kristallin vorliegt. Also mit einer genau definierter Struktur. Die Zellulose, die aufgelöst wurde und danach wieder ausgefällt wird, ist hingegen amorph - das heißt, die Moleküle liegen zufällig verteilt vor. Diese amorphe Zellulose umgibt dann die Zellulose-Stränge und wirkt wie eine Art Klebstoff. Man kann also von einem Cellulose Self-Reinforced Composite, einem selbst verstärkten Zellulose Werkstoff sprechen.


Hier eine Grafik aus einer Publikation, die sich mit einem ganz ähnlichen Ansatz beschäftigt.


Quelle: N Soykeabkaew, T Nishino , TPeijs (2009) All-cellulose composites of regenerated cellulose fibres by surface selective dissolution; Composites Part A, 321-328)



Das Ganze bringt jetzt mehrere Vorteile mit sich.
  • Biologische Abbaubarkeit. Dieser Werkstoff besteht aus reiner Zellulose und ist demnach auch problemlos abbaubar
  • Thermische Verwertung. Man kann es bedenkenlos genau so wie Holz verbrennen.
  • Gute Mechanische Eigenschaften. Das Material ist für einen bio-based Werkstoff herausragend fest.
Aber Festigkeit (wieviel hält das Material aus, bevor es reißt) ist nicht die einzige mechanische Eigenschaft, die von Bedeutung ist. So ist es sehr maßgeblich, wie sehr sich das Material mit ansteigender Last dehnt (Elastizitätsmodul) oder wie weit es sich dehnt, bevor es reißt.

Doch dies sind nur die statischen mechanischen Eigenschaften - das heißt man spannt eine Probe in die Testmaschine ein, zieht laaaaaangsam daran an und zeichnet die Spannung (=Belastung) sowie die Längenänderung der Probe auf.

Um einen Werkstoff vollständig mechanisch zu beschreiben, muss man allerdings auch die dynamisch mechanischen Eigenschaften bestimmen. Das heißt, es reicht nicht einfach laaaangsam daran anziehen. In der Wirklichkeit kommt es ja auch immer zu sehr un-statischen Belastungen, wie z.B. Vibrationen. Um diese dynamischen mechanischen Eigenschaften zu beschreiben, gibt es nun wieder andere Kennwerte. Wie z.B. den dynamischen E-Modul, oder den Loss-Modulus (für Interessierte gibts hier eine sehr gute Einführung in die Thematik)

Und jetzt sind wir endlich bei dem angekommen, was ich hier mache. Meine Aufgabe ist es, von dem Zellulose-Werkstoff die dynamisch mechanischen Eigenschaften zu bestimmen. Und wie ich das mache, beschreib ich im kommenden Post (da gibt's auch mehr Fotos :)

Sonntag, 21. Juni 2009

Das Holzgerüst am heiligen Feuerloch

Der Freitag ging vorüber und dann kam der Samstag. Und mit ihm kam das Wochenende. Und mit dem Wochenende kam eine der typischen amerikanischen Wochenendbeschäftigungen daher: ein Barbecue*.

Zwei der Mädels die beim Campen am Snake River dabei waren, hatten zu einer zünftigen Grillerei geladen. Nun ja, ich bin der letzte, der bei so etwas nein sagt.


Und so versammelte sich ein bunter Haufen junger Leute und Hunde in Christinas Garten um dem Fleisch den Gar(aus) zu machen (sorry für den Schmäh, musste sein ;).

Unser BBQ bestand aus Burgern und Hotdogs. Hotdogs sind so einfach zu beschreiben und schmecken auch ein bisserl schlicht. Würschtel braten in ein Brot rein und Ketchup/Mayo/Senf/Gurkerl-Paste drauf: fertig! Beim Burger wirds ein bisserl diffizieler. Man nehme:
  • Den eigentlichen Burger (sprich Böaga = Fleischlaberl). Der besteht aus 100% Rindfleich und wird üblicherweise fix und fertig tiefgekühlt gekauft. Am Besten in Familienpackungen mit 20, 50 oder gleich 100 Stück. Bevor dieser ins Weckel gegeben wird, legt man noch eine Scheibe Käse drüber.
  • Den Bun (sprich Bann = Weckerl). Dieser muss kreisrund sein, eine schaumgummiartige Konsistenz haben, nach nix schmecken und ein paar Sesam-Kerndln drauf haben.
  • Ein Salatblatt (damit die Mayonnaise nicht das Weckerl penetrieren kann)
  • Diverse Saußen: Ketchup, Mayonnaise, Relish, Senf...
  • Wenn vorhanden noch knusprig gebratener Speck drauf und fertig.


Da ist das Fett getropft. Direkt auf den Gasbrenstab. ->wuuuusch, Stichflamme. Geraucht hat's und lustig wars. (Und das restlich Fett ist auf den Boden getropft und der Hund hats gefressen - na serwas, der wird a 'Diarrhea' kriegen :)


Natürlich konnte das alles nicht so glatt gehen. Da ist nämlich so ein lästiger Europäer (ich) aufgetaucht und wollte Shrimpsspieße grillen. Ob Gliederfüßer überhaupt zur Ernährung von Menschen dienen sollten ist die eine Frage, ob meine Zehnfußkrebse am Stecken auf einem echten amerikanischen BBQ-Grill akzeptiert würden, eine andere.



Aber natürlich war das kein Problem. Als ich dann die Zucchini draufgelegt habe, hat mich aber doch tatsächlich eine gefragt, ob ich denn eine gesunde Person sei? ('Are you a healthy person'). Hmm...

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, hab ich die meisten meiner Spieße dann unter den Gästen verteilt und mich an den Burgern gütlich getan.


Europa im Gesamten und Österreich im Speziellen ist den USA ja oft um einiges voraus. Z.B. was die Qualität von Waschmaschinen, Geschirrspülern, Klopapier oder allgemein Klos angeht (das ist aber eine andere Geschichte). Dafür gibts aber auch Sachen, wo uns die Amerikaner ein paar Nasenlängen voraus sind. Eine davon ist Camping-Ausrüstung. Der obige 'Rocking Campingchair' - Camping-Schaukelstuhl ist doch absolut cool.

Später dann haben wir noch Guitarr-Hero auf der Wii gespielt, damit den Kindern nicht fad wurde. Das ist ein Konsolenspiel, bei dem man mit seinem Instrument versucht, ein Rock-Lied nachzuspielen. Hahahaha... ich hatte ja keine Ahnung, wie lustig das sein kann. Natürlich versuchte ich mich als Drummer (man beachte auch meine Stick-Haltung).


___
*Zum Schluss noch ein bisserl Etymologie: BBQ ist die Abkürzung für Barbecue. Der Begriff kommt offenbar aus aus dem Mexikanisch-Spanischen und bedeutet soviel wie "Heiliger Feuerplatz". Sagt zumindest das englische Wikipedia. Das deutsche Wikipedia allerdings behauptet, dass es sich aus dem Taíno-Wort buccan ableitet, welches früher ein Holzgerüst bezeichnete.

Hmm... verdammt. Nicht mal Wikipedia ist konsistent, worauf soll man sich denn sonst noch verlassen können?

Freitag, 19. Juni 2009

Backpulver... und andere Kuriositäten

Amerika ist anders. In vieler Hinsicht. Und wie es meinem omnivorischen Naturell nun mal entspricht, sind besonders kulinarische Unterschiede - und alles was damit verbunden ist - von Interesse.

Wenn man beispielsweise eine amerikanische Küche mit einer österreichischen vergleicht, fällt vor allem die großzügigere Maschinenausstattung auf. Riesige Kühlschränke, riesige Öfen, riesige Geschirrspüler und vor allem riesige Mikrowellenherde. Und dann gibt es noch den Müllschlucker (hier ein überraschen guter Wikipedia-Artikel über diese Teile - ich will sowas auch in Wien haben).

Aber zurück zum Backpulver. Dass man damit nicht nur backen kann, ist glaub ich jedem bewusst, der durch den Chemie-Unterricht ging. Wofür es allerdings in den USA verwendet wird, ist bemerkenswert: der Großteil der Backpulver-Produktion wird für Kühlschrank-Hygiene verwendet - Tatsache.

Offenbar hilft das unangenehme Kühlschrank-Gerüche zu binden. Und einfach nach einem Monat wechseln - darf in keinem amerikanischen Kühlschrank fehlen.

Es gibt übrigens noch weitere Anwendungsbereiche:
  • Haushaltsreiniger
  • Zahnputzmittel
  • Katzenklo Additiv (gegen Gerüche)
  • Gegen Juckreiz nach Insektenstichen
  • und ja, Backen kann man damit auch.
Und noch was muss ich hier veröffentlichen: Das 'Old European Restaurant' hier in Pullman serviert ein authentisches Wienerznitel. Ich bin schon gespannt, was das sein wird - ich werd definitiv mal vorbei schauen und mir so eine Delikatesse bestellen.


Ob damit wirklich ein Wienerschnitzel gemeint sein sollte? Wir werden sehen.

Montag, 15. Juni 2009

Einmal Seattle und zurück, bitte!

Zeit für ein bisschen Geografie. Nachfolgende Karte zeigt wo ich mich gerade aufhalte - Pullman, Washington. Das liegt ca. 5 Stunden von Seattle entfernt wo ich mit dem Flugzeug angekommen bin und von wo ich mir auch den Mietwagen für die ersten zwei Wochen ausgeliehen habe.



Größere Kartenansicht

Das hieß aber auch, dass ich die Karre dort wieder zurückgeben muss. Einwegmieten können verdammt teuer sein. Glücklicherweise fügte sich das Schicksal aber wieder mal auf eine für mich positive Weise und ich konnte das Auto-Zurückgeben mit einem Wiedersehen einer früheren Schulkollegin verbinden. Jetzt aber mal der Reihe nach...


Wie ich in vorherigen Posts schon angedeutet habe, ist die Gegend hier sehr landwirtschaftlich geprägt. Auf dem Weg Richtung Westen bin ich mal für ca. 50 km auf eine kleinere Landstraße abgebogen und hab ein paar Maschinen bei der Arbeit gesehen. Diese kündigen sich stets durch eine hunderte Meter (wirklich) hohe Staubsäule an, die sie hinter sich herziehen, wenn sie gerade grubbern oder eggen oder was weiß ich was.


Wenn die Gegend dann ein bisschen flacher wird, kann man als Amerikanischer Straßenbauer auch schön auf Kurven verzichten und sich hemmungslos den Meridianen als Grundmuster für jegliche Infrastruktur hingeben. Zum Glück ist hier aber nicht alles flach, wie nächste Foto zeigt.



So hat sich der Columbia River als wasserreichster Fluss Nordamerikas in das Gestein gefressen und ein eindruckvolles Tal kreiert. Als Paragleiter sollte man die Kumuli am Horizont wohlwollend zur Kenntnis nehmen :)


Hier noch eine weitere Aufnahmen, diesmal von der Brücke aus. Noch ein Wort zu den Paragleitern: Es gibt hier eigentlich keine. Also niemand den ich gefragt habe (und das waren einige) fliegt selbst, oder kennt jemanden der fliegt - seltsam. Wenn hier geflogen wird, dann meist im Auftrag von Pioneer, Monsanto, Bayer oder wer auch immer das Pestizid herstellt, das man am schnellsten aus der Luft aufbringt. (Sprühverluste...? Who cares!). Auch Felder direkt neben dem Highway werden auf diese Weise bearbeitet. Und als ich so dahinfahr seh ich tatsächlich zwei Flugzeuge die ca. 3 Meter überm Boden dahinrasend ihre Wolke versprühen (giftgelb) und direkt vor der Interstate hochziehen, abenteuerlich wenden und wieder weitermachen.

Jaja, das ist schon klasse im Westen. Während man in West Virginia wahrscheinlich tagelang durchfahren kann, ohne dass sich die Gegend ändert, kommt in Washington ständig eine anderes Angesicht unseres Heimatplaneten hervor.



Auf dem Weg nach Seattle überquert man nämlich den Snoqualma-Pass. Die Autobahn ist amerikanischen Verhältnissen nach immens - vier Spuren rauf, vier Spuren runter. Und ist man wieder unten hat man schon wieder ein anderes Landschaftsbild: Küste.


Damit wär ich auch schon bei der Bianca. Diese reizende, ehemalige Klassenkollegin von mir an der HBLA Ursprung, studiert nämlich Veterinärmedizin (ist eh schon so gut wie fertig). Aber kurz vor Ende des Studiums wollte sie halt noch mal ins Ausland und hat einen Tierarzt gefunden bei dem sie hier ein Praktikum machen kann. Nun hab ich sie also besucht und konnte dankenswerterweise dort auch übernachten. Dies allerdings erst, nachdem wir in eine Bar gegangen sind, die ich dort nicht vermutet hätte.

Die Gegend wo die Bianca arbeitet ist nämlich eher der Vorgarten und Wochenendbühne für wohlhabende Seattler. Nichtsdestotrotz gibts dort eine Bar im ärgsten Country-Style. Leider leieder leider hatte ich meine Kamera nicht dabei. Denn die Leute dort waren in Cowbow-Stiefeln und mit riesen Hüten unterwegs. Lucky Luke wäre neidig geworden! Und es gab einen mechanischen Bullen wo man versuchen konnte sich möglichst lange oben zu halten bevor man abenteuerlich abgeworfen wurde (ich hoffe immer noch, dass ich das Video bekomme, das die Bianca da von mir gemacht hat - wird dann natürlich gepostet)


Tags darauf gab ich mein Mietauto zurück. Hyundai Accent, leider ohne elektr. Fensterheber, Tempomat und Zentralverriegelung. War froh als ich ihn los hatte. Nur stand ich dann ohne Auto da... Und musste zurück nach Pullman kommen. Lösung: Greyhound.


So bin ich also dann noch achteinhalb Stunden mit dem Bus gefahren. Das war aber gar nicht so schlimm - zuerst hab ich mein Buch fertig gelesen. Dann hab ich mich mit einer unterhalten, die absolut begeistert davon war, wie umweltfreundlich wir in Europa leben - und unglaublich empört, wie ressourcenverschwenderisch man in Amerika lebt. Die hatte zwar nicht wirklich viel Ahnung, es war aber kurzweilig. Und dann war ich schon wieder in Pullman.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Silberlack auf 0,2 mm dünnen Holzstreifen

Weil ich grad dabei bin, stell ich noch zwei mikroskopische Fotos von meinen Piezo-Proben rein. Wie man schön sehen kann, bleibt das Silber an der Oberfläche und penetriert die Holzzellen (zwischen den zwei hellen Streifen) nicht.


Diese Proben stellen zwar nur einen kleinen, aber doch maßgeblichen Teil meiner Diplomarbeit dar. Sobald ich damit fertig bin, werd ich die übrigens auch reinstellen. Wer sich also für den Piezoeffekt in Holz (Arbeitstitel: The Converse Piezoelectric Effect in Wood and Cellulose Materials) interessiert --> watch out.

Let's get physical!

So, ich will ehrlich sein. Während der ersten Woche habe ich hier großteils nur Sachen eingekauft und gegessen. Fachliche Arbeit wurde, genau so wie sportliche Betätigung, wohlwollend ignoriert. Beides hat sich diese Woche geändert. Erstens hatte ich am Montag eine kleine Präsentation wo ich mein Projekt vorgestellt habe. Und zweitens hab ich mir für die Dauer meines Aufenthaltes hier ein Rec-Center Memebership gekauft. Das heißt, dass ich nun das großzügige Fitnesscenter der WSU benutzen darf.

Dieses ist durchaus mit dem der West Virginia University vergleichbar, hat aber leider ein wesentlich kleineres Kletterzentrum. Aber egal, zum Boulder reichts auf jeden Fall und von gestern tun mir die Finger eh noch ziemlich weh.


Und wieder einmal bestätigte sich, dass man beim Klettern die coolsten Leute kennenlernt. In meinem Falle möchte ich Travis hervorheben (klettert im folgenden Bild höchst gekonnt herum), den ich gleich beim ersten Mal getroffen habe. Der war so nett mich dann noch auf ein Bier einzuladen und am Tag danach sind wir Volleyball spielen gegangen (ich, Travis und zwei seiner Mitbewohner gegen 4 Mexikaner - haha).


Aber zurück zum UREC wie sie es hier nennen (University Recreation Center). Dies scheint ziemlich neu zu sein und ist demensprechend eindrucksvoll und großzügig. Sogar einen eigenen Fernsehbereich mit Ledercouchen gibt es. Vielleicht schau ich mir das Stanley-Cup Finale morgen sogar dort an.



Die üblichen Fitnessmaschinen mit denen man alle möglichen Muskelpartien auf die unmöglichsten Weisen trainieren kann. Wie ihr hier aber seht, ist es derzeit ziemlich leer (das war heute am Vormittag), weil einfach die allermeisten Studenten auf Ferien sind.



Im Folgenden Bereich bin ich hin und wieder anzutreffen. Die Laufbänder, Ellipsiotrainer, Stiegen-Steig-Maschinen (ernsthaft) haben ein kleines Kasterl mit einer Buchse für die Kopfhörer. Beim Kasterl kann man sich dann aussuchen, zu welchem der Fernseher man den Ton hören will und schon strampelt man sich ab, während Barack Obama auf CNN über die Krankenversicherung redet (hab ich heute so gemacht).


So - genug geschrieben, jetzt geht's weiter mit der Diplomarbeit. 42 Seiten (auf Englisch!) hab ich schon, im Grunde fehlen nur noch die Ergebnisse und die Diskussion derer. Wird nicht mehr lang dauern!

Sonntag, 7. Juni 2009

Camping am Snake River

Wie im letzten Post schon angekündigt, war ich dieses Wochenende campen. Um zu erklären, wie es dazu kam, muss ich erstmal Rayna vorstellen. Diese ist eine Freundin von dem Typen, der mir über die Sommermonate sein Appartement vermietet. Sie war es also, die mir am Tag meiner Ankunft die Schlüssel überreicht hat und mir auch gleich ein paar gute Tipps gegeben hat. Vor allem aber hat sie mich eben auch zum Campen eingeladen.

Und so sind wir gestern ca. eine halbe Stunde weit zum Snake River gefahren. Direkt unter einer Staustufe ist hier ein Campingplatz der uns für eine Nacht beherbergen sollte.


Das Campen war insofern bemerkenswert, als dass ich eigentlich keinen der dortigen Leute kannte. Das hat sich aber schnell geändert. Man sollte nie die völkerverbindende Funktion des einen oder anderen Bieres unterschätzen. Als wir uns dann später beim Lagerfeuer mit Gitarrenbegleitung Marshmellos gemacht haben wurde es richtig gemütlich.

Der Sonnenuntergang war zur Stimmung passend farbenfroh und ziemlich schön.

Hier ein schönes Bild der Rayna von hinten. Nachdem ich sie und ihren Mann sozusagen als Dankeschön schon mal zum Schnitzelessen eingeladen habe, wird es sicher noch mal ein Foto von vorne geben :)


Am Nachhauseweg bin ich noch ein paarmal stehengeblieben, damit ich euch mit ein paar Fotos zeigen kann, wie die Gegend hier so ausschaut. Der Fluss, an dem wir gecampt haben, hat sich im Laufe der Zeit selbt immer tiefer gelegt und liegt ca. 100-200 Meter unter der eigentlichen Ebene in einem Tal.


Das war ein wunderschöner Blick in das Tal des Snake Rivers. Dazu musste ich illegalerweise auf der "Berg"straße stehen bleiben (8% Steigung), wo es aufgrund der großen Steilheit verboten war zu paken, aber es war eh genau null Verkehr. Außerdem war es die Aussicht wert.




Zum Schluss noch genau ein Wort zur lokalen Landwirtschaft: Weizen! Das ist alles was hier angebaut wird. So weit das Auge reicht - oft ohne die Ränder der Felder zu erblicken, erstrecken sich diese über die Hügel und Täler. Bewirtschaftet wird dies mit Riesen-Traktoren (z.B. ein Steiger mit dreifach Bereifung, ein Quatrac oder eine Caterpillar Raupe), bzw. mit Flugzeugen zur Pestizid-Anwendung. Ziemlich monoton, aber gleichzeitig schon auch beeindruckend.
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Samstag, 6. Juni 2009

Billiger geht's nicht!

Hallo liebe Leute! Die erste Woche in den USA ist schon fast wieder vorüber. Den Jetlag (steter Reisebegleiter von mir) hab ich überwunden, das erste Steak hab ich schon gegessen und überhaupt geht's mir hier recht gut.

Nachdem meine Arbeit an der Uni de facto erst kommenden Montag startet, hatte ich genug Zeit, mich einzugewöhnen und mich in Ruhe an die neue Umgebung zu gewöhnen. Leider kenne ich hier noch nicht so viele Leute, also musste ich mir eine Beschäftigung suchen, die man allein auch sehr gut machen kann. Und ich hab verblüffend viel Zeit aufs Shoppen verwenden - der aktuelle Dollarkurs ist ja auch zu verlockend.

Neue Schuhe, neue Sandalen und eine neue Kameratasche sind nur ein paar der Sachen, die ich hier für relativ wenig Geld erstanden habe. Aber auf meiner Einkaufsliste stand auch ein Fahrrad, da ich meinen Mietwagen nächstes Wochenende wieder zurückgeben muss. Und wenn man wo etwas wirklich billig einkaufen will, so geht man am besten zum Walmart.

Und da sah ich es: ein Traum in blau. Glänzende Speichen, schimmernde Felgen und eine kecke Federgabel schauten mich an. Aber all das überstrahlt von einem Preisschild, welches ich auf den ersten Blick nicht glauben konnte: 77$ (55€)



Für weniger als 60€ bekommt man in den USA also ein brandneues Mountainbike. Nun gut, aufgrund des Preises muss man wohl eine Zugeständnisse bezüglich Verarbeitungs- und Bauteilqualität machen, aber für die kommende drei Monate wirds schon halten. Als ich es dann daheim genauer angeschaut habe, sind mir aber dann doch ein paar lustige Sachen aufgefallen.



Die sportliche 18-Gang Schaltung (wird mich über die allersteilsten Anstiege bringen) hat doch wirklich Schaltröllchen (das sind die roten Räder) aus Plastik. Na das hab ich noch überhaupt noch nie gesehen. Wahrscheinlich dient das zu Gewichtsreduktion (hahaha). Das braucht das Ding aber eh unbedingt. Am Rahmen steht sogar "Oversized Steel Frame" - was sich wahrscheinlich cool anhören soll, aber in meinen Ohren nichts anderes heißt, als ein schweres Rad.

Die Bremsen schauen auch nicht sonderlich vertrauenserweckend aus. Nach den ersten Bremstests siehts allerdings so aus, als wenn sie ihren Dienst durchaus ordentlich verrichteten. Das Fahrgefühl ist übrigens furchtbar und das Teil ist, wie schon erwähnt, ziemlich schwer. Aber für drei Monate...

Heute ist übrigens der erste Tag, an dem es nicht wirklich warm ist. Der Himmel ist bedeckt und es hat keine 20° C draußen. Ich erwähne das nur, weil wir heute noch mit der Rayna campen gehen und ich mir wirklich Sorgen mache, ob der dünne Fleece-Schlafsack (Walmart, 11 $) wirklich warm genug sein wird. Aber ich werd jedenfalls die Kamera mitnehmen euch dann davon erzählen. Bis dann!

Dienstag, 2. Juni 2009

Erste Pullman Impressionen

Pullman, Washington. Nachdem ich im Wintersemester in Morgantown, West Virginia war, verbringe ich die kommenden drei Monate in einer weiteren Stadt, welche maßgeblich durch seine Universität definiert wird. Hier ein paar grundsätzliche Infos: die Stadt hat ca 25.000 Einwohner und ca. 19.000 Studenten. Sie liegt auf 717 m Seehöhe und auf einem Breitengrad, der ca. der Südsteiermark entspricht.

Gestern bin ich zum ersten Mal zu Fuß durch die Stadt gewandert und hab ein Paar Eindrücke mit meiner Kamera eingefangen. Zuerst mal hier die Sicht von meinem Balkon. Lustigerweise hab ich direkt vor meiner Haustür 3 Fastfood-Lokale (McDonalds, Jack in the Box, Pizzahut).




Wenn man die Straße neben dem McDonalds hinaufgeht kommt man nach ca. 5 min auf den eigentlichen Campus der WSU. Dazu gehören ca. 50 Gebäude und ein knappes Dutzend Sportstätten. Das folgende Foto zeigt das Coliseum, welches am 19. Juni die weltberühmten Lipizzaner zeigen wird, hihi.


Ein bisschen weiter kommt dann das riesige Martin Stadium. Dieses befindet sich mitten in der Stadt, direkt zwischen den Uni-Gebäuden.


Nun habe ich im letzten Post schon verraten, dass mein erster Eindruck von der Stadt ein sehr guter war. Das hat einige Gründe, hier der wichtigste: es gibt hier durchwegs Gehsteige und Radwege und man sieht dementsprechend viele Läufer, Radler und Fußgänger. Viel besser als in West Virginia also, wo man als Radfahrer sowieso als potentieller "Road Kill" galt. Dementsprechend werde ich mir heute oder morgen noch ein gebrauchtes Radl zulegen. Für die kommende Woche hab ich noch mein Mietauto, aber danach muss ich mir was anderes überlegen und ein Fahrrad scheint hier absolut geeignet zu sein.

Noch ein Wort zur Uni: diese hat einen gute Ruf was Naturwissenschaften angeht. Und auch das Studentenleben scheint hier sehr angenehm zu sein. So gibt es mitten am Campus eine anständige Bar (keine Selbstverständlichkeit in Amerika), und die Lernräumlichkeiten sind großzügig und nett gestaltet.



So, aber jetzt geht's wieder aufs Institut um ein bisschen zu arbeiten (und die mitgebrachte Sachertorte zu essen :) )
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Approaching Pullman

Sowas, da gibt's den ersten Kommentar, noch bevor ich den Text geschrieben habe ;) - danke Ingrid.

Also weiter gings auf der Reise Richtung Osten. Interstate 90 entlang. Meine erste Mahlzeit war dann auch standesgemäß ein Bigmac-Menü vor einer beeindruckenden Kulisse. Tatsächlich fährt man, wenn man von Seattle ostwärts cruist, durch die Rocky Mountains. Das brachte alpine Autobahnen (min. 6 spurig) und tolle Ausblicke mit sich. Der Berg hinterm Mäcki lässt schon vermuten.


Die Landschaft änderte sich danach aber abrupt um in eine Art Hochland überzugehen, wo sich Lucky Luke und die Daltons sicher wohlgefühlt hätten.



Doch je weite ich mich von Seattle entfernte, umso leerer wurde die Gegend. Und umso flacher auch. Das Lenkrad brauchte man nur mehr alle paar Meilen verwenden, weil Kurven waren einfach keine mehr da...


Ganz bis nach Pullman bin ich dann aber doch nicht gefahren. Zum Glück hab ich in Othello ein Best Western Hotel gefunden, welches noch ein Zimmer frei hatte. Die Rezeptionistin konnte es kaum glauben, dass sich ein Europäer in diese Gegend verirrt hatte.



Nächsten Tag schaffte ich auch noch die letzten 200 km und kam endlich in Pullman an. Über die Stadt werd ich bald noch mehr schreiben, ein paar Fotos sind eh schon drin, aber den ersten Eindruck verrate ich gleich: überraschend positiv. Auf diesem Bild sieht man das Haus, in den ich die kommenden drei Monate leben werde. Liegt sehr zentral - Uni, Supermarkt und die Kletterwand (wichtig) sind alle zu Fuß zu erreichen.

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København

Es geht also wieder los. Ich bin abermals in den USA. Diesmal für 3 Monate und diesmal und nicht zu lernen, sondern um zu forschen. Ganz kurz beschrieben, wie dazu kam:
Es gibt ein Stipendium der Marshall-Plan Stiftung, welches den wissenschaftlichen Austausch zwischen den USA und Österreich fördert. Jeder, der eine naturwissenschaftliche Diplomarbeit oder Dissertation macht kann darum ansuchen.

Nachdem die dort zuerkannten Mittel beträchtlich sind und ich als Holztechnologe ohnehin naturwissenschaftlich unterwegs bin, meldete ich mich dafür an und bekam auch eine Zusage. Meine Forschungsarbeit dreht sich um die dynamisch-mechanische Analyse eines neuartigen Zellulose-Werkstoffes (da schreib ich sicher noch mal was genaueres darüber).


Meine Forschungen führe ich an der Washington State University durch, welche in Pullman (ca. 450 km von Seattle) liegt. Die Fotos hier sind natürlich nicht von dort, sondern aus Kopenhagen. Dies war mein Zwischenstop am Flug dorthin und bei über 6 Stunden Transferzeit kann man sich zwischendurch schon mal die Stadt anschaun.


Nach Kopenhagen gings dann über den Atlantik. Lustigerweise sind wir genau so schnell geflogen, wie die Erde sich dreht, aber in Gegenrichtung. Das heißt, wir sind um halb 5 abgehoben und auch wieder angekommen, die 9 Stunden Flug dazwischen hatten wir die Sonne immer am gleichen Stand. Die Einreise war übrigens überhaupt kein Problem - in zehn Minuten war ich mit Border-Control und Customs (Zoll) fertig und legal auf amerikanischem Boden.

Fortsetzung im nächsten Post...
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