Montag, 15. Juni 2009

Einmal Seattle und zurück, bitte!

Zeit für ein bisschen Geografie. Nachfolgende Karte zeigt wo ich mich gerade aufhalte - Pullman, Washington. Das liegt ca. 5 Stunden von Seattle entfernt wo ich mit dem Flugzeug angekommen bin und von wo ich mir auch den Mietwagen für die ersten zwei Wochen ausgeliehen habe.



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Das hieß aber auch, dass ich die Karre dort wieder zurückgeben muss. Einwegmieten können verdammt teuer sein. Glücklicherweise fügte sich das Schicksal aber wieder mal auf eine für mich positive Weise und ich konnte das Auto-Zurückgeben mit einem Wiedersehen einer früheren Schulkollegin verbinden. Jetzt aber mal der Reihe nach...


Wie ich in vorherigen Posts schon angedeutet habe, ist die Gegend hier sehr landwirtschaftlich geprägt. Auf dem Weg Richtung Westen bin ich mal für ca. 50 km auf eine kleinere Landstraße abgebogen und hab ein paar Maschinen bei der Arbeit gesehen. Diese kündigen sich stets durch eine hunderte Meter (wirklich) hohe Staubsäule an, die sie hinter sich herziehen, wenn sie gerade grubbern oder eggen oder was weiß ich was.


Wenn die Gegend dann ein bisschen flacher wird, kann man als Amerikanischer Straßenbauer auch schön auf Kurven verzichten und sich hemmungslos den Meridianen als Grundmuster für jegliche Infrastruktur hingeben. Zum Glück ist hier aber nicht alles flach, wie nächste Foto zeigt.



So hat sich der Columbia River als wasserreichster Fluss Nordamerikas in das Gestein gefressen und ein eindruckvolles Tal kreiert. Als Paragleiter sollte man die Kumuli am Horizont wohlwollend zur Kenntnis nehmen :)


Hier noch eine weitere Aufnahmen, diesmal von der Brücke aus. Noch ein Wort zu den Paragleitern: Es gibt hier eigentlich keine. Also niemand den ich gefragt habe (und das waren einige) fliegt selbst, oder kennt jemanden der fliegt - seltsam. Wenn hier geflogen wird, dann meist im Auftrag von Pioneer, Monsanto, Bayer oder wer auch immer das Pestizid herstellt, das man am schnellsten aus der Luft aufbringt. (Sprühverluste...? Who cares!). Auch Felder direkt neben dem Highway werden auf diese Weise bearbeitet. Und als ich so dahinfahr seh ich tatsächlich zwei Flugzeuge die ca. 3 Meter überm Boden dahinrasend ihre Wolke versprühen (giftgelb) und direkt vor der Interstate hochziehen, abenteuerlich wenden und wieder weitermachen.

Jaja, das ist schon klasse im Westen. Während man in West Virginia wahrscheinlich tagelang durchfahren kann, ohne dass sich die Gegend ändert, kommt in Washington ständig eine anderes Angesicht unseres Heimatplaneten hervor.



Auf dem Weg nach Seattle überquert man nämlich den Snoqualma-Pass. Die Autobahn ist amerikanischen Verhältnissen nach immens - vier Spuren rauf, vier Spuren runter. Und ist man wieder unten hat man schon wieder ein anderes Landschaftsbild: Küste.


Damit wär ich auch schon bei der Bianca. Diese reizende, ehemalige Klassenkollegin von mir an der HBLA Ursprung, studiert nämlich Veterinärmedizin (ist eh schon so gut wie fertig). Aber kurz vor Ende des Studiums wollte sie halt noch mal ins Ausland und hat einen Tierarzt gefunden bei dem sie hier ein Praktikum machen kann. Nun hab ich sie also besucht und konnte dankenswerterweise dort auch übernachten. Dies allerdings erst, nachdem wir in eine Bar gegangen sind, die ich dort nicht vermutet hätte.

Die Gegend wo die Bianca arbeitet ist nämlich eher der Vorgarten und Wochenendbühne für wohlhabende Seattler. Nichtsdestotrotz gibts dort eine Bar im ärgsten Country-Style. Leider leieder leider hatte ich meine Kamera nicht dabei. Denn die Leute dort waren in Cowbow-Stiefeln und mit riesen Hüten unterwegs. Lucky Luke wäre neidig geworden! Und es gab einen mechanischen Bullen wo man versuchen konnte sich möglichst lange oben zu halten bevor man abenteuerlich abgeworfen wurde (ich hoffe immer noch, dass ich das Video bekomme, das die Bianca da von mir gemacht hat - wird dann natürlich gepostet)


Tags darauf gab ich mein Mietauto zurück. Hyundai Accent, leider ohne elektr. Fensterheber, Tempomat und Zentralverriegelung. War froh als ich ihn los hatte. Nur stand ich dann ohne Auto da... Und musste zurück nach Pullman kommen. Lösung: Greyhound.


So bin ich also dann noch achteinhalb Stunden mit dem Bus gefahren. Das war aber gar nicht so schlimm - zuerst hab ich mein Buch fertig gelesen. Dann hab ich mich mit einer unterhalten, die absolut begeistert davon war, wie umweltfreundlich wir in Europa leben - und unglaublich empört, wie ressourcenverschwenderisch man in Amerika lebt. Die hatte zwar nicht wirklich viel Ahnung, es war aber kurzweilig. Und dann war ich schon wieder in Pullman.

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