Mittwoch, 12. August 2009

Healthcare Wahnsinn

Die USA haben ein Riesen Problem: Krankenversicherung. Es gibt hier nämlich weder eine allgemeine staatliche Krankenversicherung (ausg. für Pensionisten) noch eine Versicherungspflicht. Das resultiert darin, dass ca. 20 % der Amerikaner nicht versichert sind. Nicht weil sie so gesund leben und deswegen keine Versicherung brauchen, sondern weils ganz einfach sauteuer ist.

Die durchschnittlichen jährlichen Kosten belaufen sich per capita in den USA auf ca. 7.500$. Das ist doppelt so viel, als wir in Österreich zahlen. Ist die Gesundheitsversorgung in den USA deshalb doppelt so gut? Ganz im Gegenteil!

Wenn man wohlhabend ist, hat man hier natürlich kein Problem - dann hat man wahrscheinlich eine gute und teure Versicherung die einem die Tore zu jedem Krankenhaus öffnet. Hat man keine Versicherung, sollte man eine ordentlich gedeckte Kreditkarte/Scheckbuch mit einer ordentlichen Bonität (wird immer überprüft) mitbringen.

Leider kümmert sich ein Blinddarm, oder ein Pankreas-Karzinom überhaupt nicht um den Kontostand. Wenns um lebenserhaltende aber sauteure Operationen geht, wird man das Geld schon irgendwie auftreiben. Die direkte Folge daraus: die meisten Privat-Konkurse in den USA entstehen aufgrund unbezahlbarer Behandlungskosten.


Das ist übrigens ein Grund, warum die Versicherungskosten hier so teuer sind: die Krankenhäuser müssen damit rechnen, dass ein signifikanter Anteil ihrer Patienten nicht zahlen werden können, das treibt natürlich die Kosten für die anderen rauf - irgendwer muss im Endeffekt blechen.

Zwei weitere Aspekte gibt es hier noch, die mir aufgefallen sind. Erstens: man hat ein immenses Problem, wenn man eine angeschlagene Gesundheit oder eine chronische Erkrankung hat und noch nicht versichert ist. Das nennt sich dann "Pre-Condition" und verteuert den Zugang zu einer Versicherung auf ein oft unbezahlbares Niveau. Weiters, angenommen man hat eine Gesundheitsversicherung und erkrankt an einem Hirntumor. Wenn man die Versicherung erst vor kurzem abgeschlossen hat, wird diese versuchen nachzuweisen, dass dieser Tumor schon bei Abschluss bestanden hätte und der Versicherte davon hätte wissen können (z.B. durch chronische Kopfschmerzen). Dann wäre das nämlich eine Pre-Condition gewesen und die Versicherung ist aus dem Vertrag raus und der arme Patient kann schaun, dass er sich die Behandlung (OP, Intensiv-Station, Chemotherapie, Reha) selbst zahlt... viel Spaß.

Dann, so könnt man sich denken, wärs doch am gscheitesten sich am Anfang seines Lebens für eine Versicherung zu entscheiden und diese nie mehr zu wechseln. Das geht aber leider auch nicht, da die Krankenversicherung oft vom Arbeitgeber bezahlt wird. Wechselt oder verliert man den Arbeitsplatz, so verliert man auch seine Versicherung... und hat da besser keine gesundheitlichen Probleme.

Warum kann das so sein? Der Grund dafür ist, dass Solidarität hier oft mit Sozialismus verwechselt wird. In den USA kann jeder machen was er will (Land of the Free), aber keiner will für jemanden anderen zahlen - das wär ja Kommunismus oder Nationalsozialismus. Ein gscheites Sozialversicherungssystem wie wir es in Österreich haben, baut aber genau darauf auf, dass die Kosten für teure Behandlungen von der Allgemeinheit getragen werden.

Das hat nun auch Präs. Obama für die USA vorgeschlagen. Die Reaktionen der Bevölkerung und der Republikaner (eher rechts) sind unglaublich. Da wird gehetzt und gelogen. Der Health-Care Plan Obamas wird als "staatliche Übernahme" des Versicherungssystem bezeichnet, als "Sozialisten-Medizin". Es gibt einen ganzen Haufen Verrückte, die das System als mit dem Nationalsozialismus vergleichen und Obama als den Hitler Amerikas sehen - ernsthaft (zB. hier und hier! Manchmal bringt das Recht auf freie Meinungsäußerung leider auch die größten Trotteln ans Mikrofon!

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