Sonntag, 24. August 2008

Tuition - Studiengebühren

Ein Wort zu den Studiengebühren. Während ich mir gerade die Schluss-Show der Olympischen Spiele anschaue kann ich auch gleich mal wieder über einen interessanten Aspekt bloggen. Hier an der West Virginia University sind Studiengebühren zu bezahlen. Und zwar prinzipiell kostendeckende Studiengebühren was heißt, dass die Studierenden jene Kosten begleichen die sie verursachen.

Hier hab ich einen Sreenshot von meiner Studiengebühren-Rechnung. Abgesehen mal von der Late Payment Fee, die sich fehlerhaft eingeschlichen hat, müssen alle anderen Beträge allen anderen Studenten jedes Semester bezahlen. Als Austauschstudent bekommt man sowas aber zu unserem großen Glück erlassen. Immerhin 7.900 $ pro Semester.



Aufgrund dessen kann man ein paar interessante Fragen stellen:
  1. Wie können sich das die Studierenden leisten?
    Antwort: Grundsätzlich vier Möglichkeiten, die je nach familiärer Lage miteinander kombiniert werden. Erstens die lieben Eltern (gell Papa ;) zweitens ein Kredit, der nach Beendigung des Studiums zurückgezahlt wird; drittens eine Beschäftigung neben dem Studium (die Schwester unseres WG-Kollegen Eric arbeitet beispielsweise bei Starbucks, Eric selbst verdient sich was beim Bäume Stutzen dazu) und viertens - entsprechende Studienleistungen vorausgesetzt - Stipendien, die häufig von Absolventenverbänden vergeben werden.

  2. Welche negativen Auswirkungen haben diese Studiengebühren?
    Hmm... das ist für mich schwer abzuschätzen. Es ist zwar ziemlich teuer zu studieren, aber ... wenn man wirklich will, dann schafft man es. Auch wenn man Eltern hat, die keine finanzielle Unterstützung geben können. Vor allem wenn man was am Kasten hat und Stipendien abräumen kann.
    Was man aber nicht vergessen darf ist, dass abertausende Studierende jedes Jahr graduieren und zwar mit abertausenden von Dollar an Schulden. Da ist dann nichts mehr mit Herumreisen oder mal ein halbes Jahr noch ein bisschen auf der Uni herumhängen, bis man einen passenden Job gefunden hat. Nein, da will die Bank dann Kohle sehen.


  3. Welche positiven Auswirkungen haben diese Studiengebühren?
    Oh-oh. Studiengebühren. Und positive Auswirkungen. Wie kann ich das nur in einem Satz verwenden. Noch dazu wo ich doch bei der ÖH dabei bin/war wo Studiengebühren doch das pekuniarisierte Böse sind. Aber es gibt positive Auswirkungen, wenn man für sein Studium zahlen muss.
    Hier in Amerika ist alles ein Business - auch das Studium. Als angehender Student stellt man sich die Summe vor, die man an die Uni zahlen muss (ca. 60.000 $ im Fall der WVU) und fragt sich ob es das WERT ist. Derzeit sind ca. 30.000 Studenten hier der Meinung dass es das wert ist und überweisen jedes Semester brav die Tuition. So, und jetzt kommt's: Für dieses Geld erwartet jeder Student, dass er auch g'scheit betreut wird - und die Professoren haben eine sehr große Motivation die entsprechende Betreuung sicherzustellen. Weil - wenn die Studenten schlecht betreut werden, wird es nicht mehr so viele Studenten geben. Das würde ganz einfach geringere Einnahmen bedeuten. Die Folge daraus ist, dass Professoren die drei Semester hintereinander von den Studenten schlecht evaluiert werden, aus der Universität hinausgeschmissen werden. Ich kenne Professoren an der BOKU, die würden da schon mehrmals die Uni verlassen haben müssen...

    Was ist nun die positive Auswirkung: Hervorragende Betreuung - Engagierte Lehrende - Beeindruckende Campus-Infrastruktur.
Also wenn man sich das jetzt durchliest könnte man ja glatt auf die Idee kommen, ich würde hohe Studiengebühren dem österreichischem System vorziehen. Hmm... Man muss sich vor Augen halten, dass wir in Österreich AUCH die Kosten für jedes Studium kostendeckend zahlen. Wir machen das halt nur zu 10% aus Studiengebühren und die restlichen 90% kommen aus dem Steuergeld (also doch: Danke Papa ;) - aber auch an alle anderen Steuerzahlern). Was es in Österreich aber nicht so gibt, ist der Qualitätsanspruch in der Lehre - wie ich ihn hier schon in der ersten Woche erlebt habe. Lehrende, die zu spät in die Vorlesung kommen oder LVAs auch schon mal "vergessen" gibt's hier nicht. Lehrveranstaltungen scheinen schon in der ersten Stunde durchgeplant - ich weiß in allen meinen Kursen schon nach der erste Woche ziemlich genau was ich da machen werde und was notwendig sein wird, um ihn positiv abzuschließen. Das ist auf der BOKU viel zu oft nicht der Fall.

Was ich daraus lerne? Wir sollten uns als Studierende in Österreich vor die Augen halten, dass unser Studium nicht nur die 363 € pro Semester wert ist, sondern dass die Allgemeinheit jedes Jahr tausende Euro für einen jeden Studenten zahlt. Mit diesem Wissen muss der Anspruch darin bestehen, für dieses Geld auch eine entsprechende Leistung zu verlangen. Wenn wir das schaffen, ohne die Studiengebühren zu erhöhen, dann wäre viel gewonnen.
Also, liebe Studierendenvertreter. Bitte nicht noch jahrelang um einen vergleichsweise geringen Betrag streiten - sondern mehr Qualität fordern und umsetzen!

1 Kommentar:

Johannes Gugler hat gesagt…

seas hannes!

super blog! (bin ja begeisteter blogleser)

und dieser artikel kommt ja sehr gelegen, hat es ja heute geheissen, dass rot,grün und blau die studiengebühren abschaffen... tja, so kanns gehn

mfg hannes G.